Kot und zu viel Chlor in Basler Hallenbädern
Ein Labor-Bericht zeigt, dass einige Basler Hallenbäder die vorgeschriebenen Qualitätsnormen nicht einhalten. Darin steht, dass 30 von 188 Wasserproben aus 24 Basler Hallenbädern bemängelt wurden.
Es stinkt nach Chlor und darum ist das Hallenbad hygienisch: Das denkt sich wohl so mancher, der in Hallenbädern seine Bahnen schwimmt. Und gesund ist Schwimmen sowieso. Oder nicht? Ein Bericht des Kantonalen Laboratoriums Basel-Stadt lässt jedenfalls aufhorchen.Darin steht, dass 30 von 188 Wasserproben aus 24 Basler Hallenbädern bemängelt wurden. Das Wasser war entweder nicht sauber oder enthielt zu viel Chemie.In zwei Proben fand das Labor das Bakterium Escherichia coli, besser bekannt unter seiner Abkürzung E. coli. Für Chemiker ist der Keim ein sogenannter Fäkalindikator, für den eigentlich Nulltoleranz gilt. Er zeigt an: Im Wasser sind menschliche Fäkalien vorhanden.Bedeutet das, dass in zwei Hallenbädern das eine oder andere Häufchen im Schwimmbecken umhertrieb? Sylvia Gautsch, Autorin der Studie, verneint: «Es handelt sich um kleine, nicht sichtbare Mengen Stuhl.»Dass diese ins Badewasser gelangen, hat zum einen mit dem Abgang von Blähungen zu tun. Zum anderen hafte dem Hintern immer ein wenig Material an, da mag der selbige noch so gut geputzt werden, bestätigt Gautsch: «Wir Menschen sind schliesslich nicht steril.»Drei Hallenbäder mit zu viel HarnUnd so rein der Hintern oder so stark der Wille auch sein möge: Manchmal ist die Blase schwach. In drei Hallenbädern lag der Harnstoffgehalt über dem Toleranzwert. In sechs Proben war die Anzahl aerober mesophiler Keime – dabei handelt es sich um einen allgemeinen Hygiene-Indikator – zu hoch, lag also bei über 1000 pro Milliliter.Um all den Keimen und Verunreinigungen Herr zu werden, sind die Hallenbäder dazu verpflichtet, Chemie einzusetzen. Doch das Gleichgewicht zwischen Sauberkeit und Chemie bereitet den Bademeistern anscheinend Mühe: Sieben Proben wiesen eine zu kleine Chlormenge auf, sechs eine zu hohe. Der pH-Wert war bei neun Proben zu niedrig und bei einer Probe zu hoch.Gegen die 68-seitige Wasserqualitäts-Norm 385/9 des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) wurde in 16 Prozent der Proben verstossen. Knapp in Ordnung war die Qualität in 23 Prozent der Fälle, dort lagen die Werte im Toleranzbereich. In 115 Proben wurden indes die Richtwerte eingehalten. Das heisst: 61 Prozent der Wasserproben waren einwandfrei.Diese Ergebnisse locken eher in die heimische Badewanne als die öffentlichen Hallenbäder, zumal die Kunden nicht erfahren werden, welche Bäder nicht sauber sind oder wo zu viel Chemie ins Wasser läuft. Doch Sylvia Gautsch, Autorin des Berichts, gibt grundsätzlich Entwarnung: «Sorgen muss man sich keine machen. Das Wasser ist meistens in Ordnung.» Bei den ungenügenden Qualitätswerten handle es sich um sporadische Ausrutscher, die jedes Hallenbad treffen können. Und zwar jederzeit: Das Kantonslabor führte seine Kontrollen auch im vergangenen Jahr unangekündigt durch.Vom Qualitätsziel weit entfernt.Die Qualitätssicherung könne stark verbessert werden, heisst es unter anderem in den Schlussfolgerungen des Berichts. Null ungenügende Proben werden zwar kaum je erreicht. 16 Prozent sind indes zu viel. «Das Ziel sollte schon sein, den Wert ungenügender Proben auf unter 10 Prozent zu bringen», sagt Gautsch.Dass das erreicht wird, ist vorerst unwahrscheinlich. Denn die Entwicklung zeigt in eine andere Richtung: 2012 lag die Betriebsrate mit unbefriedigender Qualitätssicherung bei den öffentlichen Bädern (also den Schulbädern und dem Rialto-Bad) bei 8 Prozent. 2013 stieg dieser Wert auf 15 Prozent und im letzten Jahr auf 23 Prozent. Als unbefriedigend gilt die Qualitätssicherung, wenn eine Badeanstalt bei den Wasserproben einen Anteil ungenügender Ergebnisse von über 20 Prozent hat.Bei 11 der 24 untersuchten Hallenbäder handelt es sich um nicht öffentliche, also zum Beispiel Hotelbäder. Diese Badeanstalten schliessen noch schlechter ab. Die Betriebsrate mit unbefriedigender Qualitätssicherung betrug dort 36 Prozent in den Jahren 2012 und 2013. Im letzten Jahr stieg sie auf 45 Prozent. Vergleiche mit noch älteren Werten sind nicht möglich, da vor 2012 eine andere SIA-Norm galt.In der Umsetzung dieser Norm müssten die Hallenbadbetreiber noch routinierter werden, sagt Sylvia Gautsch. «Die Wasseraufbereitungsanlagen sind hochsensibel.» Sie korrekt zu steuern und zu unterhalten sei eine heikle Aufgabe, zumal mit jeder Person Keime ins Wasser kommen würden. Insofern könnte man sogar sagen: Wer badet, wird einen Teil seiner Keime los. Sicher ist jedenfalls: Schwimmen bleibt eine gesunde körperliche Ertüchtigung und stärkt die Abwehrkräfte.
Es stinkt nach Chlor und darum ist das Hallenbad hygienisch: Das denkt sich wohl so mancher, der in Hallenbädern seine Bahnen schwimmt. Und gesund ist Schwimmen sowieso. Oder nicht? Ein Bericht des Kantonalen Laboratoriums Basel-Stadt lässt jedenfalls aufhorchen.Darin steht, dass 30 von 188 Wasserproben aus 24 Basler Hallenbädern bemängelt wurden. Das Wasser war entweder nicht sauber oder enthielt zu viel Chemie.In zwei Proben fand das Labor das Bakterium Escherichia coli, besser bekannt unter seiner Abkürzung E. coli. Für Chemiker ist der Keim ein sogenannter Fäkalindikator, für den eigentlich Nulltoleranz gilt. Er zeigt an: Im Wasser sind menschliche Fäkalien vorhanden.Bedeutet das, dass in zwei Hallenbädern das eine oder andere Häufchen im Schwimmbecken umhertrieb? Sylvia Gautsch, Autorin der Studie, verneint: «Es handelt sich um kleine, nicht sichtbare Mengen Stuhl.»Dass diese ins Badewasser gelangen, hat zum einen mit dem Abgang von Blähungen zu tun. Zum anderen hafte dem Hintern immer ein wenig Material an, da mag der selbige noch so gut geputzt werden, bestätigt Gautsch: «Wir Menschen sind schliesslich nicht steril.»Drei Hallenbäder mit zu viel HarnUnd so rein der Hintern oder so stark der Wille auch sein möge: Manchmal ist die Blase schwach. In drei Hallenbädern lag der Harnstoffgehalt über dem Toleranzwert. In sechs Proben war die Anzahl aerober mesophiler Keime – dabei handelt es sich um einen allgemeinen Hygiene-Indikator – zu hoch, lag also bei über 1000 pro Milliliter.Um all den Keimen und Verunreinigungen Herr zu werden, sind die Hallenbäder dazu verpflichtet, Chemie einzusetzen. Doch das Gleichgewicht zwischen Sauberkeit und Chemie bereitet den Bademeistern anscheinend Mühe: Sieben Proben wiesen eine zu kleine Chlormenge auf, sechs eine zu hohe. Der pH-Wert war bei neun Proben zu niedrig und bei einer Probe zu hoch.Gegen die 68-seitige Wasserqualitäts-Norm 385/9 des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) wurde in 16 Prozent der Proben verstossen. Knapp in Ordnung war die Qualität in 23 Prozent der Fälle, dort lagen die Werte im Toleranzbereich. In 115 Proben wurden indes die Richtwerte eingehalten. Das heisst: 61 Prozent der Wasserproben waren einwandfrei.Diese Ergebnisse locken eher in die heimische Badewanne als die öffentlichen Hallenbäder, zumal die Kunden nicht erfahren werden, welche Bäder nicht sauber sind oder wo zu viel Chemie ins Wasser läuft. Doch Sylvia Gautsch, Autorin des Berichts, gibt grundsätzlich Entwarnung: «Sorgen muss man sich keine machen. Das Wasser ist meistens in Ordnung.» Bei den ungenügenden Qualitätswerten handle es sich um sporadische Ausrutscher, die jedes Hallenbad treffen können. Und zwar jederzeit: Das Kantonslabor führte seine Kontrollen auch im vergangenen Jahr unangekündigt durch.Vom Qualitätsziel weit entfernt.Die Qualitätssicherung könne stark verbessert werden, heisst es unter anderem in den Schlussfolgerungen des Berichts. Null ungenügende Proben werden zwar kaum je erreicht. 16 Prozent sind indes zu viel. «Das Ziel sollte schon sein, den Wert ungenügender Proben auf unter 10 Prozent zu bringen», sagt Gautsch.Dass das erreicht wird, ist vorerst unwahrscheinlich. Denn die Entwicklung zeigt in eine andere Richtung: 2012 lag die Betriebsrate mit unbefriedigender Qualitätssicherung bei den öffentlichen Bädern (also den Schulbädern und dem Rialto-Bad) bei 8 Prozent. 2013 stieg dieser Wert auf 15 Prozent und im letzten Jahr auf 23 Prozent. Als unbefriedigend gilt die Qualitätssicherung, wenn eine Badeanstalt bei den Wasserproben einen Anteil ungenügender Ergebnisse von über 20 Prozent hat.Bei 11 der 24 untersuchten Hallenbäder handelt es sich um nicht öffentliche, also zum Beispiel Hotelbäder. Diese Badeanstalten schliessen noch schlechter ab. Die Betriebsrate mit unbefriedigender Qualitätssicherung betrug dort 36 Prozent in den Jahren 2012 und 2013. Im letzten Jahr stieg sie auf 45 Prozent. Vergleiche mit noch älteren Werten sind nicht möglich, da vor 2012 eine andere SIA-Norm galt.In der Umsetzung dieser Norm müssten die Hallenbadbetreiber noch routinierter werden, sagt Sylvia Gautsch. «Die Wasseraufbereitungsanlagen sind hochsensibel.» Sie korrekt zu steuern und zu unterhalten sei eine heikle Aufgabe, zumal mit jeder Person Keime ins Wasser kommen würden. Insofern könnte man sogar sagen: Wer badet, wird einen Teil seiner Keime los. Sicher ist jedenfalls: Schwimmen bleibt eine gesunde körperliche Ertüchtigung und stärkt die Abwehrkräfte.
(bz Basel)
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